BIELEFELDER STUDIO

2022/2023

AT YOUR DOORSTEP / VOR DEINER TÜR

Kammeroper in zwei Teilen / Musik von Matthew MacFarlane und Marc L. Vogler / Libretto von Robert Lehmeier in partizipativer Arbeit mit Jugendlichen aus Bielefeld und Johan­nesburg / Kooperation mit der Market Theatre Foundation Johannesburg, Südafrika / In englischer und deutscher Sprache mit Übertiteln

Ein rascher und lebendiger Chat mit der Freun­din in Südafrika? Kein Problem. Per Internet ist die Welt bekanntlich ein Dorf. Aber ein Theater­stück, das genau diesen Chat zweier Mädchen in Bielefeld und, sagen wir mal, Johannesburg abbildet und das in beiden Städten gleich­zeitig zu erleben ist, weil die Bühnenhandlung digital miteinander verzahnt ist? Das ist so ungewöhnlich (neu), wie es klingt, und das nicht nur wegen der akkuraten digitalen Technik, sondern wegen der direkten Gegen­überstellung der Lebenswirklichkeit Jugend­licher in Mitteleuropa und Südafrika. Sie (~18) sitzt in ihrem Bielefelder Zuhause vor dem Bildschirm und chattet allabendlich mit ihren Freund*innen in der ganzen Welt, doch der einfache Weg zum Einkaufen macht ihr Angst. Ihre Freundin in Johannesburg ist eines Abends nicht da, dafür der Bruder, und plötzlich bekommt der so vertraute Freundinnen­-Chat eine neue Dimension …

At Your Doorstep / Vor deiner Tür ist der dritte Teil und Abschluss der Kammeropern­-Reihe First Contact, die das Theater Bielefeld dank der Neue­-Wege­-Profilförderung des NRW Kul­tursekretariats und des Landes NRW ins Leben rufen konnte: Unter partizipativer Mitwirkung junger Autor*innen in den eigens gegründeten Jugendclubs in Johannesburg und Bielefeld schrieb Robert Lehmeier ein Libretto, das den politischen Sorgen, privaten Nöten, aber auch den Hoffnungen und der Sehnsucht nach dem Glück junger Menschen hier wie dort authen­tisch nachspürt. Was sich in der Musik spiegelt, die von je eine*r Komponist*in aus Europa und Südafrika eigens hierfür komponiert wird.
Integraler Bestandteil ist das Nachgespräch, die »Question -and­-Answer­-Session«, mit dem auch das Publikum im Market Theatre Johan­nesburg und in der Rudolf­-Oetker­-Halle Biele­feld zusammengeführt wird.

BESETZUNG
MUSIKALISCHE LEITUNG
Matthew MacFarlane, Marc L. Vogler
INSZENIERUNG Robert Lehmeier
FILM-/VIDEOREGIE Konrad Kästner
BÜHNE UND KOSTÜME Marie-Luise Otto
KOMPOSITIONS-SUPERVISOR Cathy Milliken
DRAMATURGIE Jón Philipp von Linden 

TERMINE
Mi. 29.03.2023 um 11:00 Uhr, Rudolf-Oetker-Halle, Foyer – Premiere
 

LAND IM LAND

Mit Land im Land, der letzten Uraufführung der Projektreihe D³ – Dance Discovers Digital, darf sich das Publikum auf die Arbeit einer der aufregendsten Künstler*innen der deut­schen Performancelandschaft freuen: Die Kölner Choreografin Stephanie Thiersch ent­wirft seit 20 Jahren interdisziplinäre Werke, die mit einer bunten Bildsprache die Grenzen zwischen Tanz, Schauspiel, Musik, Design und Architektur auf faszinierende Weise destabili­sieren. An der Nahtstelle von Tanz und digitaler Medienkunst kreiert sie nun für TANZ Bielefeld ein vielschichtiges Stück und stellt die Frage nach Gemeinschaft in Zeiten von Digitalität ins Zentrum ihrer Recherche: Was bedeuten Vergemeinschaftungen über Grenzen hin­weg? Wie erfahren wir andere und teilen uns einen gemeinsamen Raum, wenn Reisen keine Option ist? Wie kommen wir zusammen »in Schwingung«?

Land im Land ist eine Performance, die die Verbundenheit der Menschen untereinander zum Thema erhebt. Gemeinsam mit ihrem Team kreiert Thiersch einen Ort des Geschehens, in dem Territorien verschmelzen und Menschen nah aufeinandertreffen, die doch fern in der Welt verortet sind. Durch den Einsatz von digitalen Techniken wird das Publikum Teil eines holografischen Ambientes und eines Spiels mit An­- und Abwesenheit. Es entsteht ein utopischer Lebensraum, in welchem sich simultan eine analoge und eine virtuelle Welt entfalten, in denen die Erfahrung von Raum­ und Zeitempfindung erforscht wird: eine Ein­ladung, in spekulative Zukünfte und Szenarien des Zusammenseins einzutauchen.

BESETZUNG
CHOREOGRAFIE UND INSZENIERUNG Stephanie Thiersch

TERMINE
Sa. 14.01.2023 um 19:30 Uhr – Premiere
 

2021/2022

FALTEN

Wie alt ist für dich alt?
Wie alt willst du mal werden?
Wie siehst du dich im Alter? Und was ist überhaupt „alt“?
Falten eröffnet ein Gespräch darüber, was Altern als Prozess jenseits stereotyper Zuschreibungen bedeuten kann. Mit Fokus auf Liebe, Sexualität und Körperbilder befragt das Kollektiv Henrike Iglesias in Kollaboration mit Olivia Hyunsin Kim und dem Ensemble in Interviews junge und alte Menschen, sich gegenseitig und sich selbst. Im Bühnenraum des TAM entsteht daraus eine Performance über das Älterwerden als kollektive Erfahrung.

Nach der Uraufführung von #Heldinnen und dem Gastspiel Fressen kommen Henrike Iglesias wieder ans Theater Bielefeld. Ihr theatralisches Einsatzgebiet erstreckt sich vom Populären über das Persönliche zum Politischen. Sie begreifen popkulturelle und massenmediale Phänomene als Spiegel gesellschaftlicher Zu- und Missstände und haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese aus explizit feministischen Perspektiven zu beleuchten. Gemeinsam mit Schauspielerinnen des Theater Bielefeld gestalten sie eine interview-basierte Performance, die den Abschluss der Neue-Wege-Reihe der Schauspielsparte Laboratorium: Recherche, Struktur, Freiheit bildet.

BESETZUNG
KÜNSTLERISCHE LEITUNG:
Olivia Hyunsin Kim, Eva G. Alonso, Sophia Schroth
BÜHNE UND KOSTÜME: Mascha Mihoa Bischoff, Henrike Iglesias
MUSIK UND SOUNDDESIGN: Lisa Esswein,
DRAMATURGIE: Franziska Eisele, Marielle Schavan

Christina Huckle 
Carmen Priego 
 
TERMINE
Fr. 20.05.2022, 20:00 Uhr, Theater am Alten Markt – Premiere
Sa. 21.05.2022, 19:30 Uhr, Theater am Alten Markt
Sa. 18.06.2022, 19:30 Uhr, Theater am Alten Markt
So. 19.06.2022, 19:30 Uhr, Theater am Alten Markt
Mi. 22.06.2022, 20:00 Uhr, Theater am Alten Markt
Do. 23.06.2022, 20:00 Uhr, Theater am Alten Markt
 

Foto: © Sarah Jonek

DER BESUCHER

Kammeroper in zwei Teilen von Sebastian Molina Villarroel und Andrei Petrache / Libretto von Robert Lehmeier / In deutscher Sprache

Rudolf-Oetker-Halle, Bielefeld: Das Symphoniekonzert im Großen Saal hat bereits begonnen, als im Foyer eine Familie verspätet eintrifft. Während Mutter und Tochter zum Einlass drängen, wollen Vater und zukünftiger Schwiegersohn noch rasch ein Bier trinken. Plötzlich steht unvermittelt ein Fremder im Foyer, jemand, der offensichtlich nicht »hierher gehört« und dennoch hier gelandet ist. Hat er eine Eintrittskarte? Braucht er Hilfe? Ist er gefährlich? – Diese Ausgangssituation ist Gegenstand der zweiten Kammeropern-Uraufführung, die die Bühnen und Orchester dank der Förderung NEUE WEGE des Landes NRW in Auftrag geben konnte. Neues Musiktheater mit aktuellen Themen, welches nicht nur das Interesse auch jüngerer Menschen mit wenig Theatererfahrung anspricht, sondern von ihnen gestaltet, komponiert und unter professionellen Bedingungen realisiert wird.

Zum Libretto von Robert Lehmeier, der neben Regieerfahrungen auch kreative Musiktheaterpraxis aus den Townships in Südafrika mitbringt, komponieren zwei Studierende das Werk in Zusammenarbeit mit und betreut von der Komponistin und Musikerin Cathy Milliken. Mit an Bord: der Musiktheater-Jugendclub MuTh, der Impulse für die Gestaltung des Librettos erarbeitet hat und den Entstehungsprozess von der »Stunde Null« an begleitet. In der Oetkerhalle droht indes die Situation zu eskalieren: »Das kann so nicht enden. Wir versuchen es noch einmal. Einen zweiten Versuch gibt es immer. Nochmal ab ›Ich will keinen Nazi …‹, bitte!«

BESETZUNG
MUSIKALISCHE LEITUNG: Anne Hinrichsen
INSZENIERUNG: Robert Lehmeier 
BÜHNE UND KOSTÜME: Marie-Luise Otto 
KOMPOSITIONS-SUPERVISOR: Cathy Milliken
DRAMATURGIE: Jón Philipp von Linden
CHOREINSTUDIERUNG: Hagen Enke 

TERMINE
Do., 28.04.2022, 11:00 Uhr, Rudolf-Oetker-Halle, Foyer – Premiere
Fr., 29.04.2022, 11:00 Uhr, Rudolf-Oetker-Halle, Foyer
Sa., 07.05.2022, 19:30 Uhr, Rudolf-Oetker-Halle, Foyer
So., 22.05.2022, 15:00 Uhr, Rudolf-Oetker-Halle, Foyer
Mo., 23.05.2022, 11:00 Uhr, Rudolf-Oetker-Halle, Foyer
 

© Jubal Battisti // jubalbattisti@gmail.com

ANIMA OBSCURA

Unsterblich werden – ein Unterfangen, das fast so alt ist wie die Menschheit selbst. Quer durch die Geschichtsschreibung zieht sich die Suche nach dem einen Elixier, das uns unverwundbar macht, ewige Jugend verleiht und durch das wir unserer irdischen Begrenztheit entkommen können. Vom Opus Magnum der Alchimisten führte sie uns bis zu den nanotechnologischen Innovationen von Heute, die das menschliche Gehirn in Computer auszulagern versuchen. Mit rasanter Geschwindigkeit sind wir unserem Ziel vom ewigen Leben in den letzten Jahren nähergekommen. Wie weit ist es bis zum Stein der Weisen noch?

Die niederländische Choreografin Nanine Linning widmet sich in der zweiten Ausgabe des Projekts D³ – Dance Discovers Digital einem Thema, das in Zeiten der Pandemie nicht aktueller sein könnte. Gemeinsam mit einem interdisziplinär aufgestellten Team entwickelt sie u.a. zu Brahms‘ Ein Deutsches Requiem einen Tanzabend, in dem sie intensive Körperlichkeit und faszinierende Virtualität aufeinandertreffen lässt. Digitale Technologien fordern die Ausdrucksmöglichkeiten des Tanzes als eine der ältesten Kunstformen heraus und lassen ein neues, sinnliches Theatererlebnis entstehen.

Nanine Linning gehört zu den Choreograf*innen, die das Tanzgeschehen in Europa in den vergangenen Jahren maßgeblich geprägt haben. In ihren multidisziplinären Arbeiten lässt sie Bewegung, Design, Video, Visual Art und Mode zu opulenten Gesamtkunstwerken verschmelzen. Linning leitete die Tanzensembles am Theater Osnabrück (2009-12) und am Theater und Orchester Heidelberg (2012-18). Neben Werken für die Dance Company Nanine Linning choreografierte sie für das Stuttgarter Ballett, das Bayerische Staatsballett und erhielt Aufträge am Niederländischen Kammerchor sowie am Boston Ballet.

BESETZUNG
KONZEPT, INSZENIERUNG UND CHOREOGRAFIE Nanine Linning
VIDEOSZENOGRAFIE Claudia Rohrmoser KÜNSTLERISCHE MITARBEIT Peggy Olislaegers, Kyle Patrick
KOSTÜME Irina Shaposhnikova
LICHT Thomas C. Hase
BÜHNE Nanine Linning, Christa Beland
DRAMATURGIE Peggy Olislaegers, Janett Metzger
CHOREOGRAFISCHE MITARBEIT Kyle Patrick, Sarah Deltenre
MUSIKALISCHE UND KONZEPTUELLE BERATUNG Tido Visser
PHILOSOPH Jappe Groenendijk
PROJEKTASSISTENZ Cara Marina Quartier
VIDEOTEAM Philipp Hartmann (Computergrafik und Simulation), Marcel Schobel (Digitale Animation und Postproduktion), Krischan Rudolph (Kamera), Lena Schäfferling (Grafik und Videoassistenz), Pascal Mächtlen

Tommaso Balbo 
Carla Bonsoms i Barra 
Hampus Larsson 
Cola Ho 
Noriko Nishidate 
Alexandre Nodari 
Ana Torre 
Adrien Ursulet 
Andrea Zinnato 
Elvira Zúñiga Porras 
Sylvia Gottstein
 
TERMINE

23.10.2021, 19:30 Uhr, Stadttheater – Premiere
29.10.2021, 20:00 Uhr, Stadttheater
02.11.2021, 20:00 Uhr, Stadttheater
07.11.2021, 19:30 Uhr, Stadttheater
14.11.2021, 15:00 Uhr, Stadttheater
18.11.2021, 20:00 Uhr, Stadttheater
26.11.2021, 20:00 Uhr, Stadttheater
03.12.2021, 20:00 Uhr, Stadttheater
10.12.2021, 20:00 Uhr, Stadttheater
18.12.2021, 20:00 Uhr, Stadttheater

https://theater-bielefeld.de/veranstaltung/anima-obscura.html

Foto: © Philipp Ottendörfer

DIE NORMALEN // IST KEIN BALSAM IN GILEAD

URAUFFÜHRUNG
Was ist Wirklichkeit? Unter subjektivem Blickwinkel fallen die Antworten auf diese Frage vermutlich so zahlreich aus, wie es Menschen gibt. Dennoch herrscht ein gesellschaftlicher Konsens darüber, was die Norm und damit „normal“ ist. Wer nicht „normal“ funktioniert, wird oft als „krank“ beschrieben. Die zweite Schauspielproduktion der Neue-Wege-Reihe untersucht die Durchlässigkeit jener undefinierten Grenze zwischen „krank“ und „normal“ und beschäftigt sich mit der Institution Psychiatrie. Dafür hat die Autorin Anne Jelena Schulte im Vorfeld Psychiatrieerfahrene, Angehörige, Menschen in Beratungsstellen, Betreuer*innen und Psychiater*innen in Bielefeld befragt. Aus ihren Recherchen hat sie einen vielstimmigen Text entwickelt, der auf Rollenzuschreibungen verzichtet.

Dient die Psychiatrie den Betroffenen, der Beruhigung der Gesellschaft oder beiden? Wo liegt der Grenzbereich zwischen Psychose und Spiritualität, zwischen krankhafter Selbstzerstörung und gesunder Rebellion gegen krankmachende Strukturen? Und wo verläuft die Grenze zwischen Individuum und Familie, zwischen Arzt* und Patient*innen, zwischen Schutz und Tabuisierung, zwischen Ruhigstellung und Heilung? Wo beginnt die Klinik und wo hört sie auf? Und wird nicht schon längst am perfekt funktionierenden Menschen gearbeitet?

Diese und andere Fragen sind Ausgangspunkt für einen Theaterabend, der Perspektiven verschieben und Geschichten von den Rändern der Gesellschaft ins Zentrum rücken will.

Inszenierung: Peter Kastenmüller
Musik: Johannes Hofmann 
Bühne und Kostüme: Aino Laberenz
Dramaturgie: Katrin Enders

MIT
Cornelius Gebert 
Lukas Graser 
Doreen Nixdorf 
Carmen Priego 
Rosalia Warnke 

TERMINE
Sa. 04.09.2021 um 19:30 Uhr, Theater am Alten Markt, PREMIERE   
Di. 07.09.2021 um 20:00 Uhr, Theater am Alten Markt
Fr. 10.09.2021 um 20:00 Uhr, Theater am Alten Markt
Sa., 02.10.2021, 19:30 Uhr, Theater am Alten Markt
Do., 21.10.2021, 20:00 Uhr, Theater am Alten Markt

https://theater-bielefeld.de/veranstaltung/die-normalen-ist-kein-balsam-in-gilead.html

2020/2021

Foto: © Sarah Jonek

ALL DAYS FOR FUTURE

Drei Musiktheater über Klang und Klima als Theaterfilm von Robert Lehmeier und Konrad Kästner

Bevor die Corona-Welle wie ein Tsunami über das Land fegte und alle Aufmerksamkeit
auf sich zog, standen die Aktien in Sachen Klimaschutz nicht schlecht: Konsequente
Demonstrationen der Jungen nötigten Politiker*innen weltweit zu Reaktionen,
auch wenn es häufig bei Lippenbekenntnissen oder Alibi-Maßnahmen blieb.
Durch die unfreiwillige Zäsur veranlasst stellt sich wie von selbst die Frage, die bei
Theatertexten und namentlich Musiktheaterwerken immer irgendwie mitschwingt:
Was bleibt? Was ist das Zeitlose an diesem Thema, und wo verknüpfte es sich mit
ganz Persönlichem?

Drei junge Komponist*innen aus Spanien und Deutschland haben das von Greta
Thunberg losgetretene Thema untersucht, und weder sie noch Librettist Manfred
Weiß wollten sich einer billigen Best-of-Yellow-Press-Episodenansammlung widmen,
sondern streckten die Fühler (auch) in die Vergangenheit und die Zukunft aus.
Etwa in den brasilianischen Regenwald der Siebzigerjahre, als ein gewisser Chico
Mendes für dessen Erhaltung gegen geldgierige Abholzer und Brandroder kämpfte –
und 1988 mit seinem Leben dafür bezahlte. Waldmensch heißt der erste Teil, den
Javier Vázquez Rodríguez komponierte.

Seine Kollegin Helena Cánovas i Parés widmete sich dem Mittelteil Das Mädchen, für das Greta Thunberg Pate stand. Es wird wegen seiner kategorischen Forderungen angefeindet, nimmt dann aber das Ruder in die Hand und schickt wohlhabende Menschen als Touristen dorthin, wo die Erde sichtbar unter ihren Verletzungen aufstöhnt.

Danach: Was passiert mit unserer Zivilisation, wenn die Meinungen immer ungebremster aufeinanderprallen? Eine Zukunftsvision, wie sie nur das (Musik-)Theater entwerfen kann. Nicolas Berge schrieb hierzu eine Partitur, die (wie seine Kolleg*innen) Kammerorchester, Chor
und Solisten mit Live-Elektronik verbindet und das musiktheatrale Element herausmeißelt.

Sehr zeitig haben sich Theater und Regieteam dafür entschieden, die als »live und
mittendrin«-Erlebnis geplante unkonventionelle Inszenierung im Foyer der Rudolf-
Oetker-Halle in einen Theaterfilm zu verwandeln, um einem pandemiebedingten
Ausfall kreativ entgegenwirken zu können. Die Filmregie erweitert die Theaterinszenierung,
insofern sie ganz andere Perspektiven ermöglicht und weitere Wahrnehmungsebenen
synchronisiert. Gleichwohl bleibt sie im besten Sinne dem Genre »Theaterfilm« treu, der die Faszination von thematisch aktuellem Musiktheater in
Kombination mit Neuer Musik erlebbar macht.

MUSIK: Nicolas Berge, Helena Cánovas i Parés und Javier Vázquez Rodríguez
LIBRETTO: von Manfred Weiß

Inszenierung: Robert Lehmeier
Videoregie: Konrad Kästner
Musikalische Leitung: Julian Wolf
Bühne und Kostüme: Markus Meyer
Sound: Sebastian Clobes
Kompositions-Supervisor: Brigitta Muntendorf Dramaturgie: Jón Philipp von Linden

MIT
Franziska Hösli, Charlotte de Montcassin, Caio Monteiro, Carlos Horacio Rivas,
Mãdãlina Sandu, Tom Scherer, Susanne Schieffer, Bielefelder Opernchor;
Mitgliedern der Bielefelder Philharmoniker

TERMINE
04.6.2021, 18.00 bis 24.00 Uhr STREAM-PREMIERE   
07.6.2021, 8.00 bis 24.00 Uhr
15.6.2021, 8.00 bis 24.00 Uhr
27.6.2021, 18.00 bis 24.00 Uhr

https://theater-bielefeld.de/veranstaltung/all-days-for-future.html

Foto: © Heinz Holzmann / mail@heinz-holzmann.at

REQUIEM

Uraufführung

Eine szenische Installation von Günther/Kittstein/Mikeska (RAUM + ZEIT)

Die Räume der Rudolf-Oetker-Halle werden zum Schauplatz intimer Begegnungen zwischen Vater und Sohn, Großmutter und Enkel, Ziehvater und Erben.

Was bedeutet es, in eine Familie hineingeboren zu werden, Verantwortung zu übernehmen, Identität weiterzutragen? REQUIEM erzählt von der Macht der Familie, inspiriert von der Geschichte der Oetkers: Dem frühen Tod Rudolfs, der im ersten Weltkrieg fiel. Dessen einzigem Sohn Rudolf-August, der erst sechs Monate danach zur Welt kam und noch während des zweiten Weltkriegs 1944 an die Spitze der Firma trat. Das Künstlerkollektiv RAUM+ZEIT entwirft eine szenische Installation, die jeder Zuschauer ganz alleine betritt. Auf seinem Weg durch vergangene Zeiten, durch Räume wie Hinterräume der Rudolf-Oetker-Halle kommt er den Schauspielerinnen und Schauspielern sehr nahe. Zeitgeschichte und Erinnerungen sind in intimen Momenten eingefangen. Die Grenze zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Realität und Traum wird durchlässig. Eine faszinierende, subjektive Reise ins Innere.

PREMIERE Fr. 10.01.2020, Rudolf-Oetker-Halle

18.01.2020, 03.02.2020, 11.02.2020, 13.02.2020, 16.02.2020, 21.02.2020, 22.02.2020, 06.03.2020

18.04.2020 – Ausfall , 10.05.2020 – Ausfall, 27.05.2020 – Ausfall, 29.05.2020 – Ausfall

Der Einlass findet alle 12 Minuten zwischen 17:36 Uhr und 21:48 Uhr für jeweils eine Person statt.

https://theater-bielefeld.de/veranstaltung/requiem-2.html

Foto: © Joseph Ruben

NOOSTOPIA EIN DIGITALER TANZABEND

Uraufführung

Moritz Ostruschnjak

»Wir waren hier«. Das ist nicht zu leugnen. Klimakatastrophe, Ressourcenknappheit und genetische Kontrolle sind Phänomene unserer Gegenwart. Hervorgerufen wurden sie maßgeblich durch jene technologischen Innovationen, durch die wir unser Leben eigentlich verbessern wollten. Und jetzt, da die Dinge außer Kontrolle geraten, verschieben sich die Handlungsmaxime: Gerade versuchten wir noch die wilde, unberechenbare Natur zu unterwerfen, jetzt soll sie geschützt und erhalten werden. Aber was verstehen wir eigentlich unter »Natur«? Ist unser gedankliches Konzept nicht ganz wesentlich von Technologien mitbestimmt? Wo hört die Natur auf und wo fängt die Technosphäre an?

TANZ Bielefeld entdeckt das Digitale: Laufende Äste, pneumatische Pilze und Musikroboter bestimmen die Landschaft von Noostopia (noos: »Geist«, »Verstand«, topia: »Ort«, »Raum«) und verwandeln das TOR 6 Theaterhaus in ein interdisziplinäres Experimentierfeld, das die Konsequenzen des menschlichen Innovationsdrangs durchleuchtet. An der Schnittstelle von zeitgenössischem Tanz und digitaler Medienkunst hinterfragen Choreograf Moritz Ostruschnjak, Künstler Martin Backes und Ausstatter Thilo Ullrich den Zusammenhang von Gewordenem und Gemachtem. Was erwartet uns in der »Next Nature«? Wie können wir ihr begegnen, sollten wir uns vorher nicht selbst outgesourct haben?

Choreografie, Inszenierung Moritz Ostruschnjak
Digitalkunst (Planung, Gestaltung, Supervision und Programmierung Sound Robots) Martin Backes
Entwicklung, Programmierung Walking Robots Michael Ang
Programmierung Pneumatic Bots So Kanno
Arrangements, Sounddesign Martin Backes
Bühne und Kostüme Thilo Ullrich
Dramaturgie Janett Metzger
Künstlerische Gesamtleitung Simone Sandroni, Janett Metzger, Sarah Deltenre

MIT

Dhélé Agbetou / Tommaso Balbo / Carla Bonsoms i Barra / Melissa Cosseta / Gyeongjin Lee / Noriko Nishidate / Alexandre Nodari / Adrien Ursulet / Simon Wolant / Elvira Zúñiga Porras

Ein Stück stellt sich vor Fr. 17.01.2020, 19:00 Uhr

PREMIERE Fr. 24.01.2020 um 20:00 Uhr im TOR 6 Theaterhaus

25.01.2020, 19:30 Uhr, 26.01.2020, 19:30 Uhr, 28.01.2020, 20 Uhr, 31.01.2020, 20 Uhr, 01.02.2020, 19:30 Uhr, 09.02.2020, 19:30 Uhr, 11.02.2020, 20 Uhr, 15.02.2020, 19:30 Uhr, 16.02.2020, 19:30 Uhr, 19.02.2020, 20 Uhr, 20.02.2020, 20:00 Uhr

https://theater-bielefeld.de/veranstaltung/noostopia.html

DAS ERSTE »BIELEFELDER STUDIO«

DIE BÜHNEN UND ORCHESTER DER STADT ENTWICKELN EIN NEUES SPARTENÜBERGREIFENDES KONZEPT FÜR JUNGE KÜNSTLER*INNEN

Mut zu künstlerischen Experimenten und innovative Formate neben dem klassischen Betrieb eines Stadttheaters im besten Sinne – das zeichnet die Bühnen und Orchester der Stadt Bielefeld unter der Leitung von Intendant Michael Heicks aus. In diesem Kontext steht auch die Gründung des ersten »Bielefelder Studios«, das dank des Förderprogramms »Neue Wege« der Landesregierung und des NRW KULTURsekretariats mit Beginn der aktuellen Spielzeit an den Start gehen konnte.

Das Konzept des »Bielefelder Studios« ist deutschlandweit einmalig. In ihm können sich drei junge Künstler*innen aus den Bereichen Gesang, Tanz und Schauspiel jeweils eine Spielzeit lang in allen Sparten weiterbilden und -entwickeln. Dabei erhalten sie die Gelegenheit, ihre fachspezifische Ausbildung zu vervollständigen und zu erweitern. Der große Unterschied zu bereits etablierten Formaten wie Opernstudios ist der spartenübergreifende Gedanke. »Die Grenzen herkömmlicher Professionalisierung sollen überwunden und traditionelle Berufsbilder hinterfragt werden«, erklärt Michael Heicks.

https://theater-bielefeld.de/unser-theater/das-bielefelder-studio.html